Kirchengebäude

Die Kirche zu Dresden-Briesnitz

Ursprünglich stand eine kleine Kirche im Bereich des Burgwartes "Bresenice" (sorbisch "Birkenort"), dessen älteste urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 1071 stammt. Die Grundmauern dieses Gotteshauses wurden beim Bau der Bundesstraße 6 gefunden. Ein Teil ist mit einem Stück der Befestigung an der Haltestelle "Merbitzer Straße" zu sehen. Der Burgwart diente dem Schutz der "Eisernen Furt", dem Elbübergang des Bischofsweges von Meißen nach der Lausitz. Briesnitz gehörte dem Meißner Bischof. Oft hielt sich Bischof Benno in Briesnitz auf und machte sich um die Christianisierung der hier wohnenden Sorben durch Predigt und Seelsorge verdient. Er starb 96jährig 1106 in Meißen. Im Jahre 1223 wurde in einem Wettiner Hausmachtfeldzug durch den Thüringer Landgrafen Ludwig IV. (verheiratet mit der heiligen Elisabeth) der mit einem Erdwall und Palisaden geschützte Burgwart zerstört und nicht wieder aufgebaut. Um 1260 erfolgte der Neubau einer Kirche an der heutigen Stelle. Aus dieser Zeit soll der Triumphbogen am Abschluß des Chores (Altarraum) stammen. Der Schlußstein zeigt symbolisch die Herrschaft des Herrn Christus über den Erdkreis. Auch das frühgotische Sandsteingewände des Ostfen- sters hinter dem Altar paßt stilistisch in diese Zeit, wurde aber 1882 erneuert.

Seit 1273 war Patron der Briesnitzer Kirche der Meißner Archidiakon für den Gau Nisan. Briesnitz wurde bischöflicher Gerichtsort. Zum Kirchspiel gehörten 27 Dörfer. Nach der Reformation (1539) wurden die Vorwerke des Bischofs und des Archidiakons verstaatlicht und das Land an Bauern verteilt. 1559 wurde auch die bischöfliche Gerichtsbarkeit aufgehoben. Aber das heutige "Bennogut", Altbriesnitz 4, hält die Tradition noch lebendig, ebenso die "Benno-Apotheke". Noch im 19. Jahrhundert zeigte das Dorfsiegel auf seinem Bild Justitia, die Gerechtigkeit, als Erinnerung an die Rolle, die Briesnitz in der Vergangenheit als Gerichtsort gespielt hat. Das heutige Kirchensiegel zeigt einen Turm als Zeichen des Burgwarts und für "Ein feste Burg ist unser Gott". Das Wasser ist nicht nur Hinweisauf die Elbe, sondern Erinnerung an die Taufe. Der Fisch ist Symbol für Christus, mit dem Schlüssel Insignie des Bischofs Benno.

Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Kirchenbau erneuert und wahrscheinlich auch das Schiff verlängert. Um 1500 ist der Turmbau vollendet. Aus dieser Zeit stammt das Marienfenster in der Sakristei und das Chorgewölbe über dem Altar. Holzplastiken um 1500 sind wieder restauriert und stehen im rekonstruierten Marienaltar, der im Turmzimmer angebracht ist. Dort hängen auch einige Bilder von Pfarrern der Gemeinde. In der Turmhalle sind die Grabsteine einiger Pfarrer oder deren Frauen angebracht. In der Zeit von Fabian Krüger (+1603) entstand der Taufstein (1595), an Dominicus Eber (+1647) erinnert die Zinnschale im Taufstein.

Glocken
Nach dem Brand des Kirchturms von 1602 wurde dieser im Renaissancestil erneuert und erhielt drei Bronzeglocken, die bis zum ersten Weltkrieg läuteten. Zwei wurden für Kriegszwecke eingeschmolzen, die dritte an die Kirchgemeinde Greifendorf verkauft und von dem Erlös drei Stahlglocken aus Lauchhammer gekauft, die heute noch zu Gebet und Gottesdienst rufen: Glocke 1 "cis", 3015 kg; Glocke 2 "e", 1710 kg; Glocke 3 "g", 925 kg.

Im 19. Jahrhundert wurde die Briesnitzer Kirche mit ihrem schönen Renaissanceturm viel gezeichnet. Aber 1881/82 erfolgte unter Baurat Möckel ein gründlicher Umbau in die heutige Form: Anstelle der hölzernen Kassettendecke das steinerne Gewölbe im Schiff. Emporen, Altar, Kanzel, Orgelgehäuse, Gestühl, Fensterverglasung und am auffälligsten das Turmdach, wurden im neugotischen Stil gestaltet. Wegen des Gewölbes wurden die Seitenwände des Kir-chenschiffes um 180 cm gehoben. Die Bilder aus dem Alten Testament an den Emporen aus dem 17. Jhdt. waren bei dem Umbau der Kirche 1881 mit anderen von der Kassettendecke entfernt worden. Im Jahre 1934 wurden einige bei der Renovierung des Kirchenraumes aus dem Vergnügungslokal "Donath's Neue Welt" (Dresden-Laubegast) zurückgebracht und wieder an der Empore eingesetzt.

Umfangreiche Erneuerungsarbeiten konnten 1979 bis 1983 durchgeführt werden: Verschalen und Neudeckung des Kirchendaches und der beiden Dachreiter, neue elektrische Installation, neue Luftheizung, Renovierung der Innenräume unter Wiedergewinnung der warmen Holztönung, Farbgebung und Ornamentik der Restauration von 1881/82.

Die Orgel
Die Orgel wurde unter Beibehaltung des Prospektes (Orgelgehäuse) von 1882 und unter Verwendung von fünf Registern der alten Jahn-Orgel von der Firma Jehmlich in Dresden völlig neu gebaut und zu Ostern 1995 eingeweiht. Sie enthält 32 Register mit insgesamt 2315 Pfeifen, zwei Manualen und Pedalwerk, alles wieder mit mechanischer Traktur. Nach dem Vorbild des neugotischen Prospektes wurde an der Brüstung der Orgelempore ein Rückpositiv errichtet, das mit dem zweiten Manual spielbar ist. Ein Zimbelstern ziert die mittlere Pfeife im Hauptprospekt.

Die Briesnitzer Kirche ist nicht nur ein Denkmal des Glaubens der Väter. Sie ist Heimat für eine lebendige Kirchgemeinde. Sonntags wird die Frohe Botschaft unter dem Bitten, Loben und Danken der Gemeinde verkündet und bei der Feier des Heiligen Mahles im gesegneten Brot und Wein der Leib und das Blut des Erlösers Jesus Christus ausgeteilt. Viele Menschen empfangen hier die Heilige Taufe, bekennen sich in der Konfirmation zu dem Dreieinigen Gott, werden zum Ehebund eingesegnet und gedenken ihrer Verstorbenen.Das Positiv (Kleinorgel) im Altarrraum zeigt u.a., dass bei uns die Kirchenmusik eine besondere Rolle spielt. Kinder, Jugendliche und Erwachsene singen und musizieren in den Kurrenden, in der Jugendkantorei, in der Kantorei und Posaunenchor und gestalten das Gotteslob am Sonntag und in besonderen Kirchenmusiken. Die Orgel lädt zu Orgelkonzerten ein. Höhepunkte sind Oratorien in den Festzeiten des Kirchenjahres.