Kirchengebäude

Heilandskirche Dresden-Cotta

Baugeschichte 

Über Jahrhunderte gehörten die Cottaer Christen zur Kirchgemeinde Briesnitz. Ende des 19. Jahrhunderts gründete sich die Kirchgemeinde Cotta, die ihren Gottesdienst zunächst in einer Interimskirche feierte. 1903 wurde der Vorort Cotta nach Dresden eingemeindet. Die Kirchgemeinde erhielt den Namen Heilandskirche. Der Name ist vermutlich auf das Altarbild der Interimskirche, auf dem ein von Professor Schönherr gemalter Heiland abgebildet war, zurückzuführen. Im Jahr 1909 wurden nach einer Ausschreibung für eine neue Kirche 68 Entwürfe eingereicht. Nach langen Überlegungen entscheid man sich für den Entwurf des Dresdner Architekten Rudolf Kolbe. Nach dessen Plänen war bis 1909 bereits die Kirche in Graupa errichtet worden. 

Am Trinitatisfest 1914 war die Grundsteinlegung. Bereits 14 Tage nach Beginn des 1. Weltkrieges wurde der Bau ausgesetzt. Der Rohbau des Kirchengebäudes war bis in Höhe der Emporen fertig. Nach Kriegsende bestand keine Möglichkeit, die Kirche fertig zu bauen, so dass der Rohbau 11 Jahre als Kirchenruine stand. Von 1925 bis 1927 wurden die Kirche, das Gemeindehaus und das Pfarrhaus, die ein Gesamtensemble bilden, fertig gebaut. Am 26.05.1927, dem Himmelfahrtstag, wurde die Kirche vom Superintendenten Dr. Költzsch geweiht. 

Die Kirche ist im für die Zeit zwischen 1900 und 1914 typischen Architekturstil des Reformbaus errichtet. Aufgrund der Unterbrechung des Baus ist die Heilandskirche jedoch schlichter ausgeführt worden, als sie geplant war. Bei der Innengestaltung wurden auch Stilelemente des Expressionismus verwendet. Seit 1983 stehen die Kirche, das Gemeindehaus und das Pfarrhaus als Gesamtanlage unter Denkmalschutz.

Außenansicht 

Am auffälligsten ist der breite Turm, der trotz seiner Höhe von nur 32 m das Gesamtbild der Kirche dominiert. Die Kirche hat eine Ost-West-Ausrichtung. Jedoch befinden sich, im Gegensatz zur typischen Ausrichtung, der Turm mit Eingang im Osten und der Altarraum im Westen. Über dem Eingang steht in einer Nische eine Christusfigur mit ausgebreiteten Armen als Sinnbild der Heilandskirche. Sie wurde vom Dresdner Bildhauer Professor Albiker geschaffen.

Innenraum 

Die Grundform des Kirchenraumes ist ein Quadrat von 18,50 m Seitenlänge. Über diesem quadratischen Kirchenraum befindet sich eine 6 Meter hohe Kuppel, die der Kirche eine besondere Akustik verleiht. Der Altarraum ist, wie die beiden Seitenschiffe, als Halbkreis ausgebildet, besitzt aber keine Fenster. Über dem schlichten Altartisch steht ein vergoldetes Holzkreuz. Unter der Decke ist der Spruch aus dem 2. Kapitel des Lukasevangeliums „Euch ist heute der Heiland geboren“ angeordnet. 

Der Kirchenraum ist sehr schlicht. Trotzdem sind die einzelnen Elemente wie Schmuck an Decken und Wänden, Beleuchtung, Lesepult, Taufstein, Altarteppich und Paramente aufeinander abgestimmt, so dass der Raum als Gesamtkunstwerk wirkt. So wiederholen sich Symbole wie Auge für Gott Vater, Taube für den Heiligen Geist, Dreieck und drei Ringe für die Trinität am Taufstein, am Altarkreuz und als plastischer Schmuck an der Decke.In den vier Ecken der Decke, die durch den quadratischen Grundriss und die kreisförmige Kuppel entstehen, sind die Symbole der vier Evangelisten, Mensch/Engel für Matthäus, Löwe für Markus, Stier für Lukas und Adler für Johannes abgebildet. Diese Bilder wurden von Karl Schulz geschaffen und bei der Renovierung in den 1960er-Jahren von Helmar Helas neu gestaltet. 

Der schlichte Taufstein wurde aus dem neugotischen Taufstein aus der Interimskirche umgearbeitet. Den plastischen Schmuck im Innenraum schuf der Dresdner Bildhauer Rudolf Born. Die Buntglasfenster stammen ebenso wie die farbige Bemalung vom Kunstmaler Karl Schulz. Sie stellen Szenen aus dem Matthäusevangelium dar. Im nördlichen Seitenschiff, das als Taufkapelle eingerichtet war, befindet sich ein Buntglasfenster mit der Darstellung der Taufe von Jesus durch Johannes mit dem Schriftzug „Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ (Matthäus 3,17). Im südlichen Seitenschiff ist auf dem Buntglasfenster die Szene der Heilung des Gelähmten mit dem Schriftzug „Sei getrost, deine Sünden sind dir vergeben stehe auf wandle.“ (Matthäus 9, 2 u. 5) abgebildet. 

Der Altarteppich und die Paramente wurden vom Kunstmaler Professor Otto Lange entworfen. 

Ein besonderer Schmuck ist der große Leuchter. Er ist in der Mitte des Raumes angeordnet, hat einen Durchmesser von 3 m und trägt 80 Kerzen (Lampen). Die Wandleuchter im Altarraum, an den Wänden und auf den Emporen sind im gleichen Stil gestaltet.

Orgel 

Die Orgel der Heilandskirche wurde von der Orgelbaufirma Gebrüder Jehmlich (Dresden) in zwei Bauabschnitten 1927 und 1936 erbaut. Sie besitzt 42 klingende Stimmen (Register) auf 4 Werken, dem Haupt-, Ober-, Schwell- und Pedalwerk. Die Traktur (Spieltechnik) ist pneumatisch. Der dreimanualige Spieltisch steht frei in der Mitte der Chorempore mit Blickrichtung des Organisten zur Orgel hin. Die Orgel ist mit einer Höhe von 6 m, einer Breite von 10 m und einer Anzahl von fast 3.000 Pfeifen ein relativ großes Instrument. Die längste Pfeife misst 5,20 m und die kürzeste 16 mm. Sie hat das Klangbild der grundtönigen, spätromantischen Orgel, die sich um 1900 in Europa als neuer Typus nach der Barockorgel herausgebildet hat. Es ist mehr eine orchestrale Klangwirkung als z.B. bei Silbermannorgeln, wo einzelne Registergruppen deutlich einander gegenüber gestellt werden können. 

Die Jehmlich-Orgel steht unter Denkmal-Schutz. 1966 wurde sie das letzte Mal generalüberholt. In der Zwischenzeit konnten aus finanziellen Gründen nur kleinere Reparaturen durchgeführt werden, um sie spiel- und klangfähig zu erhalten. In der Regel werden Orgeln dieser Bauart alle 20 Jahre gereinigt und überholt. Eine solche Generalüberholung kann erst nach der Innenrenovierung der Kirche durchgeführt werden. Doch auch bis dahin werden kleinere Reparaturen und regelmäßiges Stimmen zur Erhaltung des Instrumentes nötig sein.

Geläut 

Das jetzige Geläut ist bereits das dritte Geläut der Heilandskirche. Das 1. Geläut der Heilandskirche befand sich in einem freistehenden Glockenturm neben der Interimskirche Hebbelstraße 18b. Es bestand aus 3 Bronzeglocken in Des-Dur und wurde von der Firma Bierling in Dresden gegossen:

  • Große Glocke 1.650 kg Des
  •  Mittlere Glocke 850 kg F
  •  Kleine Glocke 450 kg As 

Die 3 Glocken waren jeweils verziert mit den Symbolen „Auge“ für Gott, „Kreuz“ für Christus und „Taube“ für den Heiligen Geist. 

Glockeninschriften:

  • Große Glocke: Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab. (Johannes 3,16)
  • Mittlere Glocke: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. (Johannes 14,6)
  • Kleine Glocke: Niemand kann Jesum einen Herren heißen, ohne durch den Heiligen Geist. (1. Korinther 12,3) 

Alle drei Glockeninschriften sprechen von der jeweiligen Person „Vater“, „Sohn“ und „Heiliger Geist“. Insgesamt weisen alle auf Jesus und somit auf den Heiland, den Namensgeber der Kirche, hin. Die große und die mittlere Glocke wurden im Frühjahr 1917 abgenommen und zerstört. 

Das 2. Geläut der Heilandskirche wurde von der Firma Bruno Pietzel in Dresden gegossen und am 13.11.1921 geweiht. Es wurde zunächst ebenfalls in den Glockenstuhl neben der Interimskirche untergebracht. Es bestand aus 3 Bronzeglocken in D-Dur.

  • Große Glocke 1.425 kg C
  •  Mittlere Glocke 710 kg E
  •  Kleine Glocke 422 kg G 

Glockeninschriften:

  • Große Glocke: Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. (1.Johannes 4,16b)
  • Mittlere Glocke: Das Wort sie sollen lassen stan. (Martin Luther)
  • Kleine Glocke (Friedensglocke): Der ersten Glocken dröhnen Erz nahm Kriegsnot hin zu unserm Schmerz. Nun ward uns neues Geläut in schwer erkauften Friedenszeiten durch treue Opferfreudigkeit. 

Die Glocken waren verziert mit dem Auge im Dreieck, einem Bildnis Luthers, der seine Hand auf die Bibel legt, und der Taube mit Ölzweig.

Die Glocken wurden 1927 samt dem Glockenstuhl in die neu errichtete Heilandskirche eingebaut. Am 23.01.1942 wurden die große und die mittlere Glocke abgenommen und eingeschmolzen; die kleine Glocke befindet sich heute auf dem Cottaer Friedhof. 

Das 3. Geläut der Heilandskirche stammt von der Jakobikirche, die sich am Wettiner Platz befand. Es wurde 1920 im Bochum als Gußstahlgeläut in D-Dur hergestellt. Am 14.03.1948 wurde das Geläut in der Heilandskirche geweiht.

  • Große Glocke 2.200 kg D
  •  Mittlere Glocke 1.100 kg Fis
  •  Kleine Glocke 900 kg A 

Glockeninschriften:

  • Große Glocke: Die Frucht der Gerechtigkeit wird gesät in Frieden denen, die den Frieden halten. (Jakobus 3,18)
  • Mittlere Glocke: Alle gute und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab. (Jakobus 1,17)
  • Kleine Glocke Siehe wir preisen die erduldet haben. (Jakobus 5,11)